inside the dream

Inside the dream / La Liberté ou l´amour / Hommage an Max Ernst

mit Texten und Lyrik der französischen Surrealisten und Musik der klassischen Moderne sowie aus Jürgen Grözingers musikalischer Satie-Hommage-CD „Inside the dream.

I. Inside The Dream… (La liberté ou l´amour“)

… ein Abend auf der Suche nach dem „Wunderbaren“…

Das Komponisten-Konzert mit Jürgen Grözinger und dem von ihm gegründeten Ensemble European Music Project plus Gästen ist ein Live-Hörspiel, eine Konzert-Performance. Mit atmosphärischen Klängen, assoziativen, improvisatorischen Momenten in Sprache und Licht nähert sich das multimediale Projekt “Inside the Dream” der surrealistischen, traumartigen Literatur des französischen Dichters Robert Desnos (1900 geboren, gestorben 1945 im Konzentrationslager Theresienstadt). Und das Thema ist die Suche nach der einzigen und wahren Liebe – als Archetyp des Lebens, auf’s Engste verbunden mit dem Tod. “Ich kann mir keine Liebe vorstellen”, schreibt Desnos 1925 in der zweiten Ausgabe der Zeitschrift “La Révolution Surréaliste”, “die nicht – völlig frei übrigens von aller Sentimentalität und Traurigkeit – den Geschmack des Todes in sich trüge. Wunderbare Befriedigung des Auges und des Berührens, Vollkommenheit des Genusses, durch eure Vermittlung vermag mein Denken den Tod zu erreichen. Der vergängliche Charakter der Liebe ist auch der seinige.” Leidenschaft, Schrecken, Tod und Liebe – aufregend und einmalig in Musik, Sprache, (Licht-Szene) gesetzt durch außergewöhnliche Musiker und Künstler. Eine spannende und ergreifende Kunstnacht.

Stefan Fricke, Programmtext Fruchthalle Kaiserslautern Januar -04

Musik von George Antheil, Jürgen Grözinger, Erik Satie

Texte und Gedichte von Robert Desnos

Ensemble European Music Project, featuring Mike Svoboda, Posaune

Besetzung: Jan Gebauer Sprecher

Maria Rosendorfsky Gesang

Mike Svoboda Posaune

Ekkehard Rössle Saxofon /Bassklarinette

Antonis Anissegos Klavier / Electric Piano

Mathis Mayr Violoncello

Joa Glasstetter Elecronics

Jürgen Grözinger Vibraphon/Percussion/DJ/musical.Leitung

Das Ensemble ist entsprechend der Saaleigenschaften verstärkt (PA)

Für „Inside the dream“ steht der surrealistische Roman „La Liberté ou L’Amour!“ (dt.: „Die Abenteuer des Freibeuters Sanglot“) von Robert Desnos Pate.

Der Roman stellt ein Schlüsselwerk und sicher einen der großartigsten Belege für den literarischen Surrealismus dar.

Eine Atmosphäre des Schreckens, der Freiheit und verzweifelten Leidenschaften ist jenem Bezirk eigen, den wir hier beschrieben sehen.

Robert Desnos spiegelt uns nicht vor, die Sexualität sei etwas, was man beiläufig erledigt. Verfolgung, Ausbruch, Flucht, Verführung und so weiter…: Freibeuter Sanglot und Louise Lame (die beiden Helden des Romans) verbreiten ein Fluidum von Bedrohung und der dunklen Ahnung. Sie sind mit Todesattributen versehen und scheinen sich dennoch über den Tod hinwegzusetzen, in einem unausweichlichen Überleben, das die Rätsel ihrer wechselnden Standorte noch steigert. Und gerade dann, wenn ihre ungewöhnlichen Abenteuer sie notwendig an einen Körper zu binden scheinen, entziehen sie sich ihm, verflüchtigen sich in einen Raum, den sie vor langer Zeit erobert hatten.

Robert Desnos war eine Zeitlang einer der glänzendsten Vertreter des Surrealismus. Bei den Zusammenkünften bei Breton konnte er spontan in Trance fallen und reihenweise Gedichte von sich geben, die er bereits niederschrieb, während er sie erfand. Auch sonst war er unberechenbar: bald sanft und höflich, bald gewalttätig, er reagierte heftig auf jede Ungerechtigkeit oder Dummheit. Seine Prosa ist von fließender Poesie und großer Sinnlichkeit.

Das Buch „La liberté ou l´amour“ kam 1927 in Paris, allerdings in verstümmelter, da zensierter Form heraus und ist „..ein von Eugène Sue, Nerval, Lautréamont und den Slapstick-Filmen beeinflußtes Stück Dichtung, letzten Endes Wirklichkeit, nur in einem anderen Aggregatzustand.

Ergänzt werden die Passagen des Romans durch Gedichte von Desnos aus seinem Zyklus „A la Mystérieuse“ /“An die Geheimnisvolle“(1926), dessen Grundthema Verflechtungen von Traum und Wirklichkeit sind, und „Ténèbres“ /“Finsternis“(1927).

Desnos fiel auch im Alltag als fast schon professioneller Träumer auf:. In gemeinsamen „Schlaf-Sceancen“ der Surrealisten beeindruckte er seine Freunde mit seiner Fähigkeit, beinahe spontan in tranceähnliche Zustände zu verfallen Er führte ein Traumtagebuch („Journal d’une apparition“), das gewisse Parallelen zu den Gedichten aus „A la mystérieuse“ aufweist.

„Inside the dream“ ist es nun weniger Vertonung des Textes als vielmehr um assoziative Annäherung, Kontrapunktierung und Ergänzung sowohl des Geschehens als auch der Sprache selbst.

Das Ganze bewegt sich dabei in einem sich ständig bewegenden elektronischen Klangraum, digitale Wogen der Träume… .

II. Hommage an Max Ernst

Musik von George Antheil(zu Max Ernst: La Femme100Têtes)

Darius Milhaud, Erik Satie und Juergen Groezinger

Texte und Gedichte von Max Ernst

André Breton, Paul Eluard, Pierre Mabille und Robert Desnos

Version a.:

Gesang

Sprecher

Klarinette/Bassklarinette oder Englisch Horn/oder Posaune(Mike Svoboda)

Vibraphon/Percussion

Klavier/E-Piano

Violine

Violoncello

Version b(reduziert):

Gesang

Sprecher

Vibraphon/Percussion/DJ

Klavier/Electric Piano

Violoncello

Besprechung Südwest –Presse Ulm:

Musik der „Amour Fou“

Grandioser Museumsabend mit Jürgen Grözinger und seinem Ensemble zu Ehren von Max Ernst

Bis auf den letzten Stehplatz gefüllt war das Ulmer Museum an seinem ersten langen Museumsabend, der direkt an die aktuell laufende Ausstellung „Max Ernst“ gekoppelt war. Zu danken war dies Jürgen Grözinger, dem in Ulm geborenen und mittlerweile in Berlin lebenden Musiker, der, wie Museumsdirektorin Dr. Brigitte Reinhardt zugab, ganz allein die Idee gehabt hatte, den großen Klassiker der Moderne mit einer Mischung von poetischen Texten und Musik zu ehren und so vielleicht auch einem weiteren Publikum zu erschließen.

Im Mittelpunkt der literarischen Darbietung standen teils erläuternde, aber vor allem poetische Texte des Malers selbst sowie ausgesuchte Poesie von mit ihm befreundeten Dichtern aus dem Kreis der Surrealisten. Da der Abend unter dem Leitbegriff „L `Amour Fou“ (= die von den Surrealisten zum absoluten Lebensideal stilisierte bedingungslose, wahnartige Liebe) stand, hatte Grözinger vor allem Gedichte, Romanausschnitte und essayistische Fragmente gewählt, in denen es im weitesten und surrealistischen Sinne um die Liebe geht. Diese von dem derzeit am Ulmer Theater engagierten Schauspieler Jan Gebauer exzellent vorgetragenen Texte (einziger Kritikpunkt: vielleicht hätte man sich manchmal einen etwas sanfteren Ansatz gewünscht) waren großenteils direkt in die Kompositionen Grözingers eingearbeitet. Dem so erzeugten spürbaren, suggestiven Sog aus Wörtern und Klängen konnte sich das Publikum kaum entziehen.

Die wohldurchdachte Musikzusammenstellung reichte von Originalkompositionen der klassischen musikalischen Moderne, die ungemein treffend die Pariser Atmosphäre im ersten Drittels des 20. Jahrhunderts spiegelten, über Grözingers Arrangements von einigen Liedern und den berühmten Gnossiennes des Komponisten Erik Satie bis hin zu Eigenkompositionen von Jürgen Grözinger, die großenteils direkt auf die poetischen Texte zugearbeitet waren.

Bemerkenswert die ausgefallene Besetzung mit Geige, Cello, Baßklarinette, Klavier, Vibraphon und Schlagzeug, die den (für derartige Veranstaltungen offenbar bestens geeigneten) neuen Lichthof des Museums in einen ungemein farbigen Klangraum verwandelte.

Die hochmotivierten Musiker des Abends entstammten allesamt Grözingers „European Music Project“.

Neben dem zwischen dezenter Begleitung und sanft-lyrischem Vibraphonspiel bis hin zu virtuosem Drum-Solo changierenden Ensembleleiter Jürgen Grözinger selbst, konnten vor allem Marius Sima (Violine) sowie Massimo Mazzone (Klarinetten) ihre mit ungeheurer Musikalität angereicherte, exzellente Spieltechnik unter Beweis stellen.

Bestens geeignet war hierzu die“Suite“ für Violine, Klarinette und Klavier (hier Johannes Rieger, routinieter und einfühlsamer Pianist), von Darius Milhaud. Dieses Bravourstück, angereichert mit Elementen der damaligen Unterhaltungsmusik zwischen Pariser Jazzbar und Kabarett, ließ den ersten Teil des Abends mit einem Stück virtuoser Kammermusik zu Ende gehen. Zusammen mit der wunderbar klangschönen und intonationssischeren russischen Cellistin Olga Kotchenkova gelang den Musikern ein homogener Kammermusikklang, der seinesgleichen sucht.

Die besonderen Reize dieser Besetzung zeigten sich nicht zuletzt in Grözingers eigenen Arrangements von Saties Liedern mit Titeln wie „Air du Poète“, „Les Anges“oder „Elegie“. Girard Rhoden ließ hier mit seinem wunderbar geschmeidigen Tenor kaum mehr vermissen, daß manche der Lieder ursprünglich von der verhinderten Sopranistin Barabara Baier hätten gesungen werden sollen

Alles in allem ein faszinierender Abend und zu Recht ein riesiger Erfolg für alle Beteiligten.

Das Publikum bedankte sich euphorisch.

(Bärbel Holländer, Chefredakteuerin Ebner-Verlag)

Beide Projekte sind aufführbar als „Live Hörspiel“ oder in Verbindung mit anschließender Lounge: „Loplop –Lounge“ / „Salon Noir“.

Bisherige Aufführungen u.a.: Staatsgalerie Stuttgart, Louisiana Museum of Modern Art, Ulmer Museum, Fruchthalle Kaiserslautern